Zunächst habe ich das Wort „Sehnsucht“ in meinem Gebrauch als recht positiv empfunden. Wenn ich Sehnsucht verspüre, dann, weil ich etwas oder jemanden vermisse, den ich sehr gern habe. Das bedeutet, der erste Impuls auf den die Sehnsucht aufbaut, war etwas Angenehmes, etwas, an dass ich mich gewöhnt hatte, etwas, was mir Freude machte oder Jemand, der mich unterstützte, Jemand...dem ich meine Liebe schenken durfte. Eine meiner Sehnsüchte in den letzten Jahren war z.B. mit dem Auslandsaufenthalt meines Kindes in mein Leben getreten. Ich hatte das Gefühl, die Zeit läuft immer langsamer voran. Und schließlich blieb die Zeit sogar scheinbar stehen, als ich alleine mit einem Kind zurückblieb. Ohne Partner, die großen Kinder bereits ausgezogen...
Und bei allen Freunden und Familienmitgliedern, die unterstützen, die ermutigen wollen...ist man dann nachts eben doch auf sich gestellt und hat, Gott weiß es, unzählige schlaflose Nächte Zeit, seine Sehnsucht so richtig schön auszubreiten. Und in solchen Momenten fühlt sich die Sehnsucht gar nicht mehr so gut, so positiv an. Nein, sie schreit förmlich aus dem Herzen, sie scheint zu erdrücken und reißt an der Seele. Wenn ich meine Liedtexte betrachte, ist diese „negative“ Sehnsucht immer wieder Bestandteil derer. Ich denke, es ist das Gefühl, dem ich in den letzten Jahren am meisten Aufmerksamkeit geschenkt habe. Dabei habe ich immer wieder ergründen wollen, nach was ich diese Sehnsucht überhaupt verspüre. Eine Zeit lang waren es die Kinder, die auszogen, ihr eigenes Leben zu führen. Eine Zeit lang die Sehnsucht nach einem erfüllenden Job, der mir Freude bereitet. Eine Zeit lang die Suche nach einem neuen Zuhause. Eine lange Zeit lang die Sehnsucht, nach Jemanden, dem ich vertrauen kann. Und schließlich auch eine Zeit lang die Sehnsucht nach einem Guten Morgen und Guten Nacht, welches mir persönlich galt. All diese nächtlichen Sehnsüchte taten erst mal weh, fühlten sich bleiern an...und doch, brachten Sie am Ende immer was Gutes zum Vorschein.
Ich denke, ich habe der Sehnsucht lange unrecht getan. Als ich an dem Punkt war, dass meine größte Sehnsucht darin lag, keine Sehnsucht mehr zu empfinden, wurde mir klar, dass hier dringend ein Perspektivwechsel von Nöten war. Ich versuche nun, meine Sehnsüchte als Wegweiser zu sehen. Zu verstehen, was mir auf dem Herzen liegt, meine Wünsche und Hoffnungen zu erkennen. Wichtig ist allerdings auch, dass die sehnsüchtigen Gedanken nicht ins Unendliche fliegen, sondern klar auf ein Ziel gerichtet sind. Diesem Ziel können dann meine eigenen Füße und mein eigenes Handeln nachfolgen...Rückblickend konnte ich so schon sehr viele Ziele erreichen und spüre neben der Sehnsucht nach neuen Hoffnungen vor allem Dankbarkeit, Stolz und Zufriedenheit. Auch jetzt in diesem Moment habe ich Sehnsüchte... die haben nämlich nie aufgehört. Nicht, weil ich den Hals nicht voll genug bekommen kann, sondern vielmehr, weil ich sie als Motor und Antrieb für mein Handeln wohl brauche. Und dann kommt manchmal eben auch eine klare Erkenntnis, die mich schmunzeln und lächeln lässt. Da suchst und hoffst du auf Jemanden, der dich versteht, der mit dir bis ans Ende geht, dem du vertrauen kannst und der dir Gute Nacht flüsterst bevor du einschläfst...und genau der thront möglicherweise im Himmel und belächelt mit einem Augenzwinkern all dein Schaffen und Tun...denn er ist da! Auch, bzw. gerade in den einsamen Nächten, in denen du dich alleine wähntest... ;)